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Mittwoch, 22. März 2006 BÜLACH Alterszentrum Im Grampen probt eigenes Theaterstück Kreativ und motiviert Was man auch sagt, dieser Moira ist nichts recht. Um keinen Spruch verlegen, spritzt die von Margrit Busenhart gespielte Figur Gift und behält stets das letzte Wort. Angelica De Cristofaro
Tante Marta (Klara Knöri, rechts) bezahlt die Rechnung – zum Leidwesen von Lotti (Lisa Brunner), die ihr Erbe schwinden sieht. (adc)
Am Anfang des von den Senioren des Alterszentrums Im Grampen aufgeführten Theaterstücks «Alles kommt auf den Tisch» lässt sich alles an wie eine normale Geburtstagsfeier. Chagi (Jakob Junker) wird 80 Jahre alt und hat zusammen mit seiner Frau Mejeli (Marcella Junker) zu Speis und Trank eingeladen. Unter freudigen Begrüssungen trudeln die Gäste ein. Da ist Kate (Margrit Frei), die von ihrem Leben in Kanada schwärmt. Conradin (Fritz König), der gestandene Schiffskapitän, der mit seiner Frau Babette (Suzanne Fritz) und Hündin Söffchen zur Feier kommt. Tante Marta, die Millionärin, und Lukrezia (Fonsi Gfrerer) sind ebenfalls dabei. Zu guter Letzt lässt sich auch Lukrezias gut aussehender Schwiegersohn (Christoph Elmer) zum Bleiben überreden. *** Die auf der Bühne erzählten Geschichten sind einerseits erfunden, doch auch viel Wahres findet Eingang in das Stück. Anekdoten aus dem Leben der Senioren fliessen ein, genauso wie Erträumtes. Oft fragt man sich, wo die Grenze zwischen Spiel und Realität ist. Die spitzzüngige Moira, schwärmt Margrit Busenhart, sei genau die Rolle, die sie immer mal spielen wollte. «So richtig giftig sein dürfen, das macht Spass!» So kommt ihr der Satz «No meh Tier und mer wäred es Tierheim und keis Alterszentrum» genussvoll über die Lippen. Auch Klara Knöri fühlt sich wohl in ihrer Rolle. Als Millionärin Tante Marta bleibt sie gegenüber den Forderungen ihrer Nichte Lotti - gespielt von Lisa Brunner -, doch endlich mal ihr Erbe auszubezahlen, standhaft. *** Die Atmosphäre ist schon vor der Probe gelassen. Die Senioren tauschen sich über ihr Befinden aus, fragen nach, sorgen sich umeinander. Mitglieder, die am Vortag noch im Spital waren, werden liebevoll begrüsst. Die acht Senioren, die im Stück mitspielen, freuen sich schon jetzt auf die Premiere. So erzählt Suzanne Fritz alias Babette, dass sich sogar zwei Freunde ihres Mannes die Aufführung nicht entgehen lassen wollen. «Sie sehen sich nun seit 30 Jahren das erste Mal», erzählt sie mit strahlendem Gesicht. Seit sechs Monaten sind die Senioren am Proben. Alle sind stolz, dass sie sich überwunden haben, beim Stück mitzuwirken. Zentrumsleiter Christoph Elmer sieht im gemeinsamen Theaterspiel auch eine Art Lebensbewältigung. Die Senioren hätten viel profitiert und eine grosse Entwicklung durchgemacht. Die Wechsel zwischen ernsten und lustigen Momenten im Stück gewähren wertvolle Einblicke in die Freuden, Leiden und Anliegen älterer Menschen.
©  Barb Streuli